KEMPFELD
IM LAUF DER ZEITEN

Kempfeld liegt unterhalb der Wildenburg auf 512m NN. Zur politischen Gemeinde gehören auch der „Wohnplatz Wildenburg“ und das Dörfchen Katzenloch.

Kempfeld führt das Wappen, das folgendermaßen beschrieben wird:

Wappen der Ortsgemeinde Kempfeld

In schräggeteiltem Schild vorn in Grün ein goldener gezinnter Turm auf einem silbernen Dreiberg, hinten in Gold ein blaubewehrter und – gezungter roter Löwe. Der Turm im vorderen Schildteil verweist auf den ehemaligen Bergfried auf dem Wildenburgkopf. Der Dreiberg symbolisiert den unter Naturschutz stehenden Wildenburgkopf. Der hintere Schildteil verweist auf die ehemalige Zugehörigkeit zur Wild- und Rheingrafschaft.

Der Name des Dorfes lässt sich nicht exakt deuten, d.h. es gibt mehrere unterschiedliche Erklärungsversuche. So spricht ein Historiker namens Müller von der Niederlassung eines „Campo“. Andere Forscher leiten den Namen vom lateinischen „campus“ (=Feld) ab, das wäre eine Dopplung: Feld-Feld. Aus dem Mittelalter schließlich stammt die Bezeichnung „cempinvelt“.

Sicher ist jedenfalls, dass es bereits in römischer Zeit (bis ca. 370 n.Ch.) Besiedelung auf der heutigen Gemarkung gegeben hat. Um 1900 wurde 500 m südlich vom Dorf in Richtung Katzenloch ein römisches Steinkistengrab gefunden.

Erstmals erwähnt wird Kempfeld in einer Kopie des Liber Aureus (Goldenes Buch der Abtei Maximin), die etwa 1200 entstand. Aus Jahre 1483 liegt ein Lehenbrief der Abtei für den Wildgrafen von Dhaun vor. (aus: Regionalgeschichte.net)

Aus dem 14. Jahrhundert bekannt sind drei Wüstungen Balsbach, Schalben und Tal Wildenburg, die zwischen der Wildenburg, Kempfeld und Katzenloch gelegen haben. Das waren kleine Gruppensiedlungen, die um 1500 untergegangen sind.

In dem bekannten Buch „Zwischen den Wäldern“ aus dem Jahr 1958 schreibt der Autor August Keller:

„Der Ort ist Sitz des gleichnamigen Bürgermeisteramts, eines Postamts und eines Forstamts.“

Das galt seit 1865 und endete 1969 mit der damaligen Verwaltungsreform. Die acht Gemeinden des Amtes Kempfeld wurden Teil der Verbandsgemeinde Herrstein mit 35 OG, die mittlerweile durch Fusion zur Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen mit 50 Ortsgemeinden angewachsen ist.

Auch das Dorfbild hat sich im Lauf des 20. Jhts. verändert. Einerseits ist das Dorf gewachsen (s. Neubaugebiete), andererseits sind einige Strukturen verloren gegangen.

Kempfeld ist ursprünglich, und auch heute noch erkennbar, ein Straßendorf, übersichtlich gegliedert, ohne verwinkelte Gässchen und Ecken.

Neben der Landwirtschaft und einigen Handwerkszweigen spielte das Edelsteingewerbe eine wichtige Rolle. So verzeichnete man noch im Jahr 1947 acht Schleifereien und 4 Achatbohrer in Kempfeld. Heutzutage sind Edelsteine und Mineralien, die gesamte Schmuckindustrie, nur noch von geringer Bedeutung für die Bevölkerung.

Wie bereits erwähnt, wird das Dorfbild von Durchgangsstraßen dominiert. Das ursprüngliche Zentrum, der Kern des Dorfes, befindet sich zwischen der Kirche mit deren unmittelbarem Umfeld und der Hauptstraße aufwärts bis etwa zur Hausnummer 56. Weiter oberhalb entstand später (als erste Erweiterung) die sog. „Vorstadt“.

Das Gebiet rund um die Kirche, die heute ein sehr störendes Hindernis insbesondere für den LKW-Verkehr darstellt, war wohl Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts der Lebensmittelpunkt der Dorfbewohner.
Vor der Kirche gab es einen Brunnen, der ein wichtiger Bestandteil der Wasserversorgung war und auch als Viehtränke genutzt wurde.

Weiter befand sich die erste Schule in unmittelbarer Nähe der Kirche, ebenso einige größere, repräsentative Häuser, ein Hotel und ein Gasthaus mit Brauerei.


Im August 1911 richtete ein Großbrand viel Schaden an.
Auszug aus der Schulchronik:
„Am 25. August wurde Kempfeld von einem großen Brande heimgesucht. Nachmittags
gegen halb sechs brach das Feuer auf den Ställen der Brauerei Stumm aus. Durch die große Trockenheit, die in diesem Sommer herrschte, sowie durch die gefüllten Scheunen war dem Feuer gar kein Einhalt zu tun. In einer halben Stunde standen alle Scheunen und Häuser in der Nähe in Brand. Selbst die alleinstehende Kirche konnte nicht gerettet werden. Im Ganzen brannten sechs Wohnhäuser, sieben Scheunen, eine Brauerei, ein Schlachthaus und die Kirche ab.“

Die Kempfelder beseitigten die Brandschäden erstaunlich schnell in wenigen Jahren. Auch die neue Kirche konnte in der heute existierenden Form bereits 1913 wieder eingeweiht werden.

Bis zum Jahr 1913 gab es eine Posthalterei, die zwischen Idar, Katzenloch, Morbach, Bernkastel usw. mit Pferdepostkutschen ein erstaunliches Angebot unterhielt. 1913 wurde der Betrieb durch die ersten Postautos abgelöst.

1928 wurde sogar ein neues Postgebäude mit einer Buswartungshalle errichtet und einem „Selbstanschluss für den Fernsprechverkehr“, was höchst fortschrittlich war. Ab 1929 war Kempfeld Zentrum für den „Landkraftverkehr“ und die Postzustellung in einem großen Bezirk.
Heute verfügt Kempfeld nicht mehr über eine eigene Poststelle, lediglich einen Briefkasten gibt es noch.

Die kleine Siedlung Katzenloch ist Ortsteil der Gemeinde Kempfeld und war wohl nie selbstständige Gemeinde. Es ist auch erst spät besiedelt worden. Das enge Tal ohne Verkehrswege und ohne Ackerflächen bot keine Anreize sich niederzulassen.

Aber einen Pluspunkt gab es doch: „Wasser“ in Form zweier Bäche, dem Steinbach und dem Idarbach.
Bereits im 18. Jahrhundert gab es unterhalb von Katzenloch eine Achatschleife.

Wasserkraft war zur Zeit der Anfänge der allgemeinen Industrialisierung die wichtigste Energiequelle. Dazu kamen im Bereich Katzenloch noch die stark bewaldeten Hänge rundum. Holz konnte zu Holzkohle verarbeitet werden.

Das veranlasste die Gebrüder Stumm, die bereits Hütten- und Hammerwerke (z.B.
Asbacherhütte) betrieben, im Jahre 1758 die Genehmigung zum Betrieb eines Ham-
merwerkes in Katzenloch einzuholen.
Es wurden 2 Hammergebäude an 2 Weihern erstellt. Verarbeitet wurden sog. „Masseln“ (hauptsächlich aus Allenbach), das sind Roheisenklumpen, die nach der Schmelze im Sandbett erstarrt waren. Diese wurden in 2 Frischfeuern nochmals zu zähen Klumpen geschmolzen. Dann wurden die mit dem Hammer ausgereckt und dadurch von Schlacken befreit, so dass schmiedbares Eisen entstand.
Daraus wurden in Katzenloch vorwiegend Sensen hergestellt.
Arbeiter kamen hauptsächlich aus der Umgebung. Sie nahmen täglich beschwerliche,
weite Wege über die Höhen in Kauf, denn Straßen gab es in der Tallage erst sehr viel später.

Das Hammerwerk wurde zur Keimzelle einer kleinen Siedlung. Zögernd ließ man sich in der Nachbarschaft des Werkes nieder.

1870/72 wurde das Hammerwerk stillgelegt. Mitte der 1870er Jahre übernahm die Firma Stockmar-Kirsch &Co das Werksgelände und baute ein Sägewerk auf, das zunächst noch mit Wasserkraft betrieben wurde. Man fertigte Bauholz, aber auch Bürstenhölzer, Stuhlholz und Fassdauben zur Weiterverarbeitung an anderen Produktionsstandorten.

Mitte der 1930er Jahre übernahm Albert Hey das Werk, nachdem es längere Zeit ungenutzt war. Das Sägewerk arbeitete auch nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1960er Jahre erfolgreich.
Das Gelände des ehemaligen Sägewerks wird heute durch einen Autohandelsbetrieb
genutzt. Außerdem gibt es eine urige Gaststätte, in der Maschinenteile des ehemaligen Sägewerks ausgestellt sind und wo auch von Zeit zu Zeit kulturelle Angebote gemacht werden.
Seit einiger Zeit gibt es zudem ein Geschäft für Schmuck und Mineralien.

Stillstand ist bekanntlich gleichbedeutend mit Rückschritt.
Der Gedanke, sich an einem Dorferneuerungsprojekt zu beteiligen, gewann immer
mehr Anhänger.
Im Oktober 2018 fasste der Ortsgemeinderat schließlich den Beschluss zur Dorferneuerung und beauftragte eine Fachfirma mit der Konzepterstellung.

Parallel dazu nahm das Bauprojekt „Bürgerhaus“ konkrete Formen an.
Das bis dahin als Dorfgemeinschaftshaus genutzte ehemalige Schulgebäude aus den
50er Jahren wies so viele Mängel auf, dass ein Neubau wirtschaftlicher erschien. Das Gebäude mit dem ebenfalls stark renovierungsbedürftigen ehemaligen Lehrerwohnhaus wurde abgerissen und an gleicher Stelle das neue Bürgerhaus errichtet.

Das angrenzende Gelände des durch wiederholte mutwillige Zerstörung verwüsteten
Edelsteingartens bietet sich zur Gestaltung eines neuen Dorfzentrums mit einer Parkanlage an, die für alle Bewohner, ob jung oder alt, genutzt werden kann und soll.

Mit der Dorfkonferenz „Kempfeld in 2035“ am 10.03.2019 begann die konkrete Phase
der Dorferneuerung.
Es wurden sechs Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten gebildet, die
auch zügig ihre Tätigkeit aufnahmen.
Der mutige und erwartungsvolle Beginn wurde abrupt durch die Corona-Pandemie unterbrochen und damit auch der anfängliche Elan.

Nach Abklingen der Pandemie werden jetzt langsam die Aktivitäten der Arbeitsgruppen Zug um Zug wieder aufgenommen und tragen durch ihre Tätigkeit zur Stärkung der Kommunikation innerhalb der Dorfgemeinschaft bei.

J.Be.

Quellen: „Zwischen den Wäldern“, Trier 1958
Regionalgeschichte.rlp
Erzählungen und Aufzeichnungen älterer Mitbürger